Schundtur - WK2 Museen und Gedenkstätten

Gedenkstätte Seelower Höhen

Seelower Höhen Eintrittskarte



SchundFaktor: 5

Besichtigt am: 23.06.2002


Beschreibung

Die Gedenkstätte "Seelower Höhen" erinnert an die letzte Großschlacht des zweiten Weltkrieges zwischen der Roten Armee und der Deutschen Wehrmacht im April 1945. Obwohl sie nur nur 3 Tage andauerte (16.-18.04.45), ging sie aufgrund einer bis dahin nie dagewesenen, alles vernichtenden Konzentration an Feuer- und Stoßkraft, gerichtet auf einen Geländeabschnitt von etwa 2 km Breite, in die Geschichtsbücher ein.
In der 1972 errichteten ständigen Ausstellung sind Fotos, Lagekarten, Flugblätter, Zeitungsmeldungen, Wehrmachtsbefehle, Augenzeugenberichte, Geländemodelle, Ausrüstungsgegenstände und Briefe von Angehörigen gefallener Soldaten zu sehen.
Sie dokumentieren die Vorbereitungen der Roten Armee auf die Schlacht um Berlin, die Verteidigung der deutschen Wehrmacht, den Schlachtverlauf im Oderbruch sowie das Schicksal der Soldaten und der Zivilbevölkerung.


Anschrift

Gedenkstätte "Seelower Höhen"
Küstriner Straße 28a (am östlichen Ortsausgang, direkt an der B1 Richtung Küstrin)
15306 Seelow
Tel.: 03346/597


Öffnungszeiten

Dienstag bis Sonntag: 9.00 - 16.30 Uhr (letzter Einlaß 16.00 Uhr).
Stand: 01.07.2002


Historie

Bis Ende 1944 war es der sowjetischen Armee gelungen, die Frontlinie hinter die Grenze der UdSSR zurückzudrängen. Am 12. Januar 1945 begann die Rote Armee eine große Winteroffensive, deren Kernstück die Weichsel-Oder-Operation war. So konnte sie am Morgen des 30. Januars bei Kienitz ihren ersten westlichen Brückenkopf an der Oder erkämpfen. Am 2. Februar wurden bei Reitwein und Lebus weitere Brückenköpfe errichtet. Insbesondere die Wegnahme des Reitweiner Sporns, einer um 40 m überhöhenden Höhenzunge am südlichen Beginn des Oderbruchs mit weiten Beobachtungsmöglichkeiten nach Norden in das Bruch und vor die Seelower Höhen, bedeutete einen schwerwiegen Verlust für die deutsche Seite. Der Reitweiner Sporn wurde von den Sowjets sofort zur Befehlszentrale der 1. Weißrussische Heeresgruppe (OB Marschall Georgij K. Shukow) ausgebaut. Die sowjetischen Truppen standen jetzt siebzig Kilometer vor Berlin. Es gelang ihnen, gegen heftige Angriffe deutscher Verbände alle Brückenköpfe zu halten und weiter auszubauen. Zur Verhinderung des weiteren Vordringens der Roten Armee wurde vom Oberkommando der Wehrmacht die Heeresgruppe Weichsel gebildet. Sie hatte die Oderfront von der Ostsee bis zur Einmündung der Neiße zu verteidigen. Zunächst konnte die Wehrmacht die sowjetischen Brückenköpfe durch einen Korridor voneinander getrennt halten. Somit blieb die Verbindung zur Festung Küstrin aufrecht. Am 22. März 1945 gingen dann sowjetische Verbände zum Angriff über, um die Verbindung der Wehrmacht zwischen Seelow und Küstrin zu zerschlagen und die eigenen Brückenköpfe zu vereinigen. Beide Seiten waren auf die bevorstehenden Kämpfe gut vorbereitet. In wenigen Wochen war auf deutscher Seite ein Verteidigungssystem in einer Tiefe bis zu 40km entstanden. Allerortens wurden die Kirchen gesprengt, da die Kirchtürme den sowjetischen Truppen (vor allem ihrer Artillerie) in der flachen Landschaft leicht als Orientierungspunkte hätten dienen können. Die Hauptkampflinien verliefen entlang der Alten Oder und der Seelower Höhen.
In mechanistischer Vorgehensweise nach dreitägigen Vorausangriffen traf der frontale sowjetische Hauptangriff die eilig zur Verteidigung der Reichshauptstadt neuformierte deutsche 9. Armee am 16. April mit Schwerpunkt im Zuge der Reichsstraße 1 gegen die Seelower Höhen:
In der Kriegsgeschichte war ein solches Übermaß an Feuerkraft und Stoßkraft auf derart schmaler Front bisher unbekannt: Gegen die 130.000 Soldaten, 500 Panzer und 1.600 Artillerie-/Flak-Geschütze der 9. Armee (OB General der Infanterie Theodor Busse) und unterstützt von 3oo Schlacht- und Aufklärungsflugzeugen konnte Marschall Shukow 900.000 Soldaten, über 3.000 Panzer, 18.000 Geschütze und über 4.000 Flugzeuge einsetzen. Im Gegensatz zur deutschen Armee waren diese bestens versorgt und behinderten sich beim Vorstoß eher selbst durch die große Masse, sowie durch die menschenverachtende, Verluste fördernde Kampfweise. Erschwerend hinzu kam das unwegige Gelände und ein mit dem Mute der Verzweiflung kämpfender deutscher Verteidiger, der sich auf Divisionsbreiten von 1 bis 2 km gegen die sowjetische Übermacht stemmte.
Am 16. April um drei Uhr morgens begann die sowjetische Offensive mit einem gewaltigen Artillerieschlag. Eine der erbittertsten Schlachten der Menschheitsgeschichte entbrannte. Die Nacht vor dem letzten Angriff war kalt und sternenklar. Bereits am Vortag hatte man auf Befehl Marschall Shukows die Truppenfahnen in die vorderen Stellungen gebracht. Die Banner, die seit der Schlacht bei Stalingrad die Truppen begleiteten, sollten der Roten Armee auf ihrem Weg nach Berlin voranwehen. Um 3 Uhr mitteleuropäischer Sommerzeit setzte ein derartig massiver Artillerieangriff ein, wie es ihn in der bisherigen Kriegsgeschichte noch nicht gegeben hatte. 20 Minuten später flammten über 100 Flakscheinwerfer auf, die das noch dunkle Gefechtsfeld taghell beleuchten und den Gegner blenden sollten. Das ferne Grollen der Artillerie und das Licht der Scheinwerfer sah man bis Berlin,wo sich unter den nach einer kurzen Bombennacht im Morgengrauen zur Arbeit eilenden Berlinern das Gerücht verbreitete, eine neue Wunderwaffe sei zum Einsatz gekommen.
Für die sowjetische Armee war der Angriff jedoch wesentlich schwieriger als erwartet. Den deutschen Kommandostellen waren die gewaltigen sowjetischen Angriffsvorbereitungen nicht verborgen geblieben. Sie hatten daher vor Beginn der sowjetischen Artillerieoffensive große Teile ihrer Truppen aus den vorderen Stellungen zurückgezogen. So traf das verheerende Bombardement weitgehend ins Leere und die Deutschen konnten nach Ende der sowjetischen Feuervorbereitung ihre alten, vorderen Stellungen wieder einnehmen und dem anstürmenden Feind begegnen. Auch die Beleuchtung des Schlachtfeldes mit Scheinwerfern erwies sich als zweischneidig. Sie blendete die eigene Infanterie, deren Vormarsch sich gerade aufgrund der ungeheuren Konzentration der Waffentechnik verzögerte. Die Panzer waren wegen des aufgeweichten Bodens auf die wenigen Straßen angewiesen, sie stauten sich an Brücken und boten für die deutsche Panzerabwehr in der heraufziehenden Morgendämmerung ausgezeichnete Ziele. Shukow mußte um 14 Uhr Stalin telefonisch eingestehen, daß die Offensive festgefahren sei. Es gab ungeheure Verluste an Menschen und Kampftechnik. Am Abend befahl Stalin aufgrund der verheerenden Meldungen aus dem Oderbruch, den weiter südlich gegen Cottbus operierenden Truppen der 1. Ukrainischen Front (OB Marschall Konew), ihre Angriffsrichtung nach Norden zu verschieben um Shukows 1. Weissrussische Front zu unterstützen . Die 9.Armee war damit von der Einschließung bedroht (vgl. "Kessel von Halbe")
Am 17. April, dem zweiten Tag der Offensive, konnte die Rote Armee beträchtliche Geländegewinne erzielen. Erst jetzt kam ihre gewaltige Überlegenheit an Truppen und Material voll zur Geltung. Nach erbitterten Kämpfen an allen Abschnitten gelang es den Sowjets, an verschiedenen Stellen bis zu 13km vorzustoßen. Nur jeder zehnte Soldat hatte die vergangenen 37 Stunden überlebt.
Am 18. April stürmten die Sowjetsoldaten die Höhen auf der ganzen Linie, die deutschen Linien wurden durchbrochen und versprengte deutsche Truppenteile fluteten in Richtung Berlin zurück. Den Deutschen sollte es nie mehr gelingen, eine weitere geschlossene Verteidigungslinie vor Ihrer Hauptstadt aufzubauen. Die Kämpfe entwickelten sich nun zügig in Richtung Berlin und schon am 21. April zogen die ersten Truppen der Roten Armee in den Berliner Vororten ein.

Als Schlußwort zur Schlacht von Seelow schrieb der General der 9. Armee Theodor Busse 1955 in seinen Memoiren:
War der 16. April für die 9. Armee ein großer Abwehrerfolg gewesen, so war am 18. 4. vormittags die Widerstandskraft gebrochen. ... Am Abend war die Front aufgespalten. ... Am 22. 4. schloß sich der Ring um die verbliebenen 3 Korps. Die letzten Soldaten und Flüchtlinge konnten sich aus dem Kessel Halbe zur Armee Wenck retten. Die 9. Armee hatte damit aufgehört zu bestehen.

Mit dem 8. Mai 1945 ging der bis dahin grausamste Krieg der Menschheitsgeschichte zuende.


Fazit

Die Gedenkstätte "Seelower Höhen" ist immer noch sehr sowjetlastig und daher ein gutes Beispiel für die monumentale Gedächtniskultur der Sowjetära.
Dennoch versucht die Ausstellung im Museumshaus auch die deutsche Seite und ihren verzweifelten Kampf gegen die vielfache Übermacht der Roten Armee zu dokumentieren. In diesem Zusammenhang sind die Dia-Ton-Vorträge in einem Nebenraum des Museums über die Kampfhandlungen im Oderbruch im Frühjahr 1945 besonders interessant und empfehlenswert, denn sie versuchen dem Besucher auch anhand eines relativ aufwendigen Geländemodells den Ablauf der Kampfhandlungen verständlich zu machen. Sehr gut visualisiert wird hier u.a. der Versuch der deutschen Seite, im März 1945 die Verbindung zur fast eingeschlossenen "Festung Küstrin" offenzuhalten.
Auch ein Eintrag in das Gästebuch ist für all diejenigen bedeutsam, die ihre im Geschichtsunterrricht auswendig gelernten Sprechblasen wie "Nie wieder Krieg, "Tod dem Faschismus"oder "Von deutschem Boden darf nie wieder Krieg ausgehen" loswerden möchten. Wer hier aber lange sucht, findet zwischen lauter geistigem "Dünnschund" auch rare, aber dafür hochinteressante Einträge von ehemaligen Veteranen aus der Schlacht um die Seelower Höhen. Spätestens hier erschließt sich dem jüngeren Besucher dann auch die Bedeutung der Worte "lebendige Geschichte"
Etwas befremdlich wirkt die Gedenkstätte durch das Fehlen oder zumindest durch den fehlenden Verweis auf deutsche Kriegsgräber. Schließlich fielen neben über 33.000 sowjetischen und 5.000 polnischen Soldaten angeblich auch etwa 12.000 Deutsche in der Schlacht um die Seelower Höhen! Sicherlich sind deutsche Kriegsgräber auch im Gebiet um Seelow vorhanden, für den ortsunkundigen Besucher aber nicht sofort zu finden. Eine gut sichtbare Ausschilderung am Gedenkstättenort wäre für die Zukunft wünschenswert.



Gatow - Luftwaffenmuseum

Luftwaffenmuseum-Gatow

SchundFaktor: 7

Besichtigt am: 24.06.2002


Beschreibung

Im Nordwesten von Berlin hat die Bundesluftwaffe am 07.09.1994 nach dem Abzug der westalliierten Siegermächte den Flugplatz Gatow von der RAF (Royal Air Force) übernommen.
Seit 1995 sind alle Hangars, der Tower und ein Großteil der Start- und Landebahnen Bestandteil des Luftwaffenmuseums der Bundeswehr. Kernstück der Austellung ist der Hangar 3: Hier befindet sich eine hochinteressante Dauerausstellung zur Geschichte der Militär-Fliegerei in Deutschland von den Anfängen bis zur Gegenwart.
Expositionen in den Nebenräumen beschreiben unter anderem die Historie des Flughafens Berlin-Gatow. Hier werden auch Sonderausstellungen, wie z.B. die z. Zt. aktuelle Dokumentation über Zwangsarbeiter in der deutschen Raketenfabrik DORA gezeigt. Im benachbarten ehemaligen Tower sind Uniformen und persönliche Ausrüstungsgegenstände rund um die militärische Luftfahrt zu sehen.
Auf dem Freigelände befinden sich zusaätzlich über 100 Militärflugzeuge verschiedener Nationen, größtenteils amerikanische und sowjetische, strahlgetriebene Modelle. Manche darunter befinden sich gar noch im Dienst, wie z.B. die Hubschrauber UH-1D oder Bo-105, die noch von der Bundeswehr eingesetzt werden.
Wenn man sich diese auf dem Freigelände ausgestellten Maschinen alle in Ruhe anschauen möchte, sind eine rechtzeitige Anreise und gutes Wetter ideale Voraussetzungen für einen Besuch in Gatow.


Anschrift

Kladower Damm 182-188, 14089 Berlin
Eingang über Groß-Glienicker Weg (Habichtwaldsiedlung)
Tel. Büro: (030) 3687-2601, Tel. Ausstellung: (030) 3687-2605
Öffnungszeiten: Dienstag - Sonntag 9.00 Uhr - 17.00 Uhr, letzter Einlaß 16:00 Uhr.

ACHTUNG: Um 16:30 Uhr fährt der letzte Bus der BVG vom Parkplatzgelände ab. Direkt danach werden die Tore zum Groß-Glienicker geschlossen, d.h. man kommt nach 16:30 Uhr mit einem Fahrzeug nicht mehr vom Gelände herunter!

KEIN EINTRITT - ABER FREIWILLIGE SPENDEN ERWÜNSCHT =;P!


Historie

Der Flughafen in Berlin-Gatow wurde mitsamt der angrenzenden Kasernenanlagen 1934/35 als "Kaderschmiede" für Offiziere, Generalstabsoffiziere und Technische Offiziere der Reichs-Luftwaffe errichtet. Der Kasernenkomplex beherbergte eine der vier Luftkriegsschulen des 3. Reichs, die Luftkriegsakademie sowie die Lufttechnische Akademie.
Mit der Aufteilung Berlins in Sektoren im Sommer 1945 fiel Berlin-Gatow unter britische Verwaltung, Flugplatz und Kaserne wurden deshalb ab dem 2. 07. 1945 von der Royal Air Force (RAF) genutzt. Während der Blockade West-Berlins durch die Sowjetunion 1948/49 war Gatow neben Tempelhof die wichtigste Lebensader:
Über die sogenannte Luftbrücke versorgten die westlichen Schutzmächte die Stadt über ein Jahr lang mit Hilfe von Transportflugzeugen. In den folgenden Jahrzehnten diente der Standort Gatow dem dort stationierten Army Air Corps der RAF. Bei Berlin-Besuchen war Gatow für politische Repräsentanten aus Großbritannien das Tor zur Stadt.
Am 18.06.1994 schließlich verabschiedeten sich die Westalliierten offiziell von Berlin.
Am 07.09.1994 übernahm die Bundeswehr den Standort.
Am 01.06.1996 wurde die Verlegung des Luftwaffenmuseums von Uetersen nach Berlin-Gatow abgeschlossen.


Fazit

Das Museum der Luftwaffe in Gatow ist auf alle Fälle einen Besuch wert. Allerdings sollte man sich mindestens 4 Stunden Zeit mitbringen, wenn man alles in Ruhe angucken möchte. Wir konnten uns leider nur im Hangar 3 richtig umschauen - zugegebenermaßen das Filetstück der Ausstellung. Hier sind mit sehr viel Sorgfalt restaurierte, spektakuläre Flugzeuge aus dem Anfang des 20. Jahrhunderts, beiden Weltkriegen und der Zeit des kalten Krieges zu bestaunen.
Erstaunlich, daß es überhaupt noch Flugzeuge wie beispielsweise den Fieseler Storch zu sehen gibt - der hier Ausgestellte ist allerdings ein Nachkriegsbau aus Frankreich. Das absolute Highlight steht vollkommen zurecht in einem eigenen Raum: Die Messerschmitt Me163-Komet, das erste Flugzeug mit Raketenantrieb.
Auch für die Zukunft darf man gespannt sein, denn von den zur Verfügung stehenden vier Flugzeughangars ist erst der Hangar 3 genutzt. Die Hangars 5, 6 und 7 dienen momentan noch als Depots, sollen aber in den kommenden Jahren Austellungsfläche werden:
Angeblich soll es dann neben einer Heinkel 111 auch noch Exponate wie das Funkmeßgerät Würzburg Riese oder die legendäre Chiffriermaschine Enigma zu sehen geben.
Na dann, schaun mer mal...
=)

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